Von Links: 1. Vorsitzender Udo Watz, Erich Kinzenbach, Helmut Müller, Wolfgang Wigand, Christian Schmidt, Christof Heller, Marliese Heikenwälder, Astrid Blücher, Ursula Neudeck, Christine Gries, Angelika Herrmann, Ulrich Müller, Reiner Jung und 2. Vorsitzender Gert Trautmann
25 Jahre Heimat- und Musikverein 70 Rechtenbach e. V. Gründung und Entwicklung bis 1994
von Ewald Kuhl Ehrenvorsitzender † 2012
Im Spätsommer 1970 wurde von sieben musikbegeisterten Rechtenbachern ein Musikverein – vorerst als lose Vereinigung – ins Leben gerufen. Das Ziel war, jungen Leuten die Möglichkeit zu geben, das Spielen eines Musikinstrumentes zu erlernen. Im Herbst des gleichen Jahres begannen die ersten Unterrichtsstunden für Gitarre mit 12 Schülern. Als Ausbilder konnte Herr Reinhard Mühlhans aus Dutenhofen gewonnen werden. Am 22.11.1971 trafen sich die Gründer vom Vorjahr zur Ausarbeitung einer ordentlichen Satzung und zur Wahl eines geschäftsführenden Vorstandes. Die Versammlungsleitung hatte der damalige Bürgermeister, Herr Willi Krauskopf. Der von Alfred Schmidt vorgelegte Entwurf wurde nach eingehender Beratung und einigen Änderungen als Satzung beschlossen. Der Verein erhielt den Namen Heimat- und Musikverein 70 Rechtenbach. Nach Eintragung in das Vereinsregister kam der Zusatz e. V. hinzu.
In den geschäftsführenden Vorstand wurden gewählt:
Herbert Heikenwälder, Vorsitzender
Helmut Schmidt, stellvertretender Vorsitzender
Alfred Schmidt, Schriftführer
Ewald Kuhl, Kassierer
Die Ergänzungswahlen (2 Beisitzer) wurden in der ersten Mitgliederversammlung vorgenommen. Dies waren Willi Krauskopf und Eugen Heintz. Der Gesamtvorstand wurde von der Versammlung bestätigt. Von den 26 Mitgliedern waren 17 anwesend. Die Gitarrenschüler – inzwischen von zunächst 12 auf 21 angewachsen – gaben erstmals zwei Musikstücke zum Besten. Die Vereinsaktivitäten in der Zeit bis 1974 beschränkten sich auf den Gitarren- und Akkordeonunterricht.
In der Jahreshauptversammlung 1974 wurde ein Rückgang der Schülerzahl festgestellt. Nach längeren Diskussionen fasste man den Beschluss, ein Blasorchester zu gründen. Der Verein war überglücklich, den „Vollblutmusiker“, Herrn Ewald Pfeifer, als Dirigent und Ausbilder für die Blechbläser zu gewinnen, dem sich Herr Ludwig Veite als Ausbilder für die Holzblasinstrumente und der leider viel zu früh verstorbene Teddy Bach für die Schlagzeuger zugesellten. Bei einer Werbeveranstaltung im Januar 1975 mit dem Blasorchester des Musikvereins Berghausen, dem Herr Pfeifer als Dirigent vorstand, konnten bereits 13 Interessenten für die Blasmusik gewonnen werden. Anfang März traf man sich zu einer ersten Besprechung, dann regelmäßig einmal wöchentlich zu „Trockenübungen“ (Notenkunde). Die Beschaffung von Instrumenten brachte uns in große Schwierigkeiten. Es standen Ausgaben von 15.000,- bis 20.000,- DM ins Haus. Der junge Verein hatte jedoch kein Kapital hierfür bilden können. Es musste ein Kredit bei der hiesigen Raiffeisenbank aufgenommen werden gegen Bürgschaft der Vorstandsmitglieder. Ein anderer Hüttenberger Verein war uns auch sehr wohlgesonnen und stellte uns ein Darlehen zinslos zur Verfügung. Auch einige private Spenden gingen von Gönnern des Vereins ein. Doch für die Anschaffung der Grundausrüstung war es längst nicht genug. Ein warmer Regen für uns war dann die Spende von 20 gebrauchten Blasinstrumenten von Dr. Heinrich Ballhaus, die er uns aus Beständen eines früheren privaten Schulorchesters zur Verfügung stellte. Jetzt war der Grundstock für das Blasorchester gesichert. Im April 1975 konnte die erste richtige Übungsstunde mit jetzt 18 „Musikern“ beginnen. Herr Pfeifer sorgte auf seine Weise dafür, daß jede Lippe und jeder Mund das passende Instrument erhielt. Er ging mit viel Engagement und Elan an die Arbeit und kam mit der Ausbildung zügig voran. Mittlerweile hatte es sich herumgesprochen, daß in Rechtenbach eine Blaskapelle aufgebaut wird, und es kamen immer neue Interessenten dazu. Bei der Weihnachtsfeier 1975 war es dann endlich soweit. Der erste Auftritt im Dorfgemeinschaftshaus wurde gewagt. Der Erfolg gab uns recht. Mittlerweile zählte das Blasorchester bereits 30 Aktive. Von nun an war neues Leben in den Musikverein gekommen und es ging ständig aufwärts. Immer neue Interessenten kamen zu uns. Die Mitgliederzahl war von 26 am Jahresanfang 1975 auf 61 am 1. Januar 1976 gestiegen. Die Bläser hatten im Jahr 1976 schon 12 Auftritte zu bewältigen. Dies steigerte sich von Jahr zu Jahr bis auf 20 Auftritte.
Als 1980 Herr Ewald Pfeifer das Amt als Dirigent des Blasorchesters aus Altersgründen (70 Jahre) niederlegte, konnten wir einen jungen, dynamischen Musiker, Herrn Otwin Baiser, als musikalischen Leiter gewinnen. Er führte das begonnene Werk von Ewald Pfeifer kontinuierlich weiter und brachte neue Ideen in die Blasmusik. Jetzt wurden auch anspruchsvollere Musikstücke in Angriff genommen. Ebenso kam die konzertante Unterhaltungsmusik nicht zu kurz. Das Niveau des Orchesters stieg immer weiter an. Mit dieser begeisterungsfähigen Truppe war es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Blasorchester weit über den heimischen Raum hinaus bekannt und gefragt war. Die Anzahl der Auftritte und die Zahl der Aktiven, darunter eine erfreulich große Zahl Jungmusiker, erhöhte sich ständig. Hatten wir im Jahr 1978 im Blasorchester 42 Musiker, so waren es 1981 schon 48 Aktive. Aufgrund der positiven Jugendarbeit innerhalb des Vereins konnten im Jahr 1985 13 Jungbläser das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Bronze erwerben. Diese Gruppe war so begabt, dass sie im Jahr 1986 auch die Prüfung für das Leistungsabzeichen in Silber ablegte und mit Auszeichnung bestand.
Über Pfingsten 1989 nahmen wir an dem 1. Bundesmusikfest in Trier teil. Hier konnten wir erstmalig am Bundeswertungsspielen der „Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände“ teilnehmen. In der Gruppe Mittelstufe erreichten wir auf Anhieb einen ersten Rang. Hier sollten auch die nun schon seit 12 Jahren ständig stattfindenden Frühlingskonzerte im Bürgerhaus Rechtenbach erwähnt werden. Dieses bereits traditionelle Konzert ist bei der Bevölkerung – nicht nur in Rechtenbach und Hüttenberg – so beliebt, dass die Veranstaltung in jedem Jahr ausverkauft ist.
Das Blasorchester besteht im Jubiläumsjahr aus 44 aktiven Musikern, acht Schüler sind noch in Ausbildung.
Im Jahr 1976 wurde unsere dritte Musikabteilung, die Akkordeongruppe, gegründet. Unter der Leitung von Frau Wilhelmine Röhrich aus Gießen trafen sich regelmäßig junge Frauen und Mädchen, auch einige junge Männer, zum Erlernen des Akkordeonspiels. Als im Jahre 1977 Frau Röhrich ihre Arbeit bei uns beendete, konnten wir als musikalische Leiterin und Ausbilderin der Akkordeongruppe Frau Ingrid Doberauer gewinnen. Die Gruppe entwickelte sich im Laufe der Jahre auf 62 Aktive. 29 Spieler im ersten Orchester, 19 Spieler im Jugendorchester und 14 auszubildende Schüler. In den zurückliegenden Jahren fanden über 200 Auftritte bei musikalischen Festlichkeiten, meistens im sozialen Bereich, statt. Wir erfreuten mit unserer Musik Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, sowie Krankenhäusern. Auch wurden wir zu Weihnachtsfeiern und anderen Anlässen wie Betriebsfeiern, Kurkonzerten und Jubiläumsfeiern oft engagiert. Weit über 100 Anfänger wurden von Ingrid Doberauer im Laufe der Jahre im Akkordeonspiel ausgebildet. Der größte Teil der Jugendlichen gab aber im Alter zwischen 17 und 19 Jahren das Musizieren wegen anderer Interessen auf. Der „harte Kern“, ca. 15-20 ausgebildete Akkordeonspieler, blieben der Musik und dem Verein treu. Sie sind im Jugend-Akkordeon-Orchester aktiv tätig oder wechselten zum Blasorchester über. Ganz Eifrige sind in beiden Gruppen aktiv. Die Akkordeongruppe besteht im Jubiläums¬jahr aus 11 Aktiven im Jugend-Akkordeon-Orchester, den fünf Spielerinnen im Akkordeonorchesterchen „Hoch die Tasten“ und 10 Schülern in Ausbildung.
Die Gitarrengruppe, unsere älteste Abteilung, kam in den ersten zehn Jahren des Bestehens nicht über den Unterricht und das Erlernen des Gitarrenspiels hinaus. Dies war bedingt durch den öfteren Wechsel der Ausbilder und auch der Schüler. Ab 1986, als Astrid Blücher die musikalische Leitung und mit Heidrun Michael auch die Ausbildung übernahm, wehte auch hier ein frischer Wind. Eine Gruppe junger Schülerinnen widmete sich ganz der klassischen Gitarrenmusik. Diese fünf jungen Musikerinnen, heute als „Telemann Ensemble“ bekannt, erzielten im heimischen Raum die ersten Erfolge. Im Jahr 1987 waren schon acht Auftritte zu bewältigen. Hier sei auch das regelmäßig stattfindende Herbstkonzert des Ensembles erwähnt, das von Jahr zu Jahr mehr Besucher anzieht. Die Gitarrengruppe besteht im Jubiläumsjahr aus insgesamt 25 Akiven, fünf davon im Telemann Ensemble und 20 Schüler.
Das Vereinsleben nahm ständig einen enormen Aufschwung. In den folgenden Jahren waren von unseren Musikgruppen jährlich mehr als 50 Auftritte zu bestreiten, davon meistens bis zu 30 vom Blasorchester. Unsere Gruppen wurden in der näheren und weiteren Umgebung zu allen möglichen Anlässen wie Schützenfeste, Sängerfeste, Feuerwehrfeste und sonstigen Jubiläumsfesten engagiert. Auch bei kirchlichen Feierlichkeiten war und ist unsere Musik gefragt. An dieser Stelle sei die Prozession der Sankt-Bonifatius-Gemeinde in Wetzlar am Fronleichnamsfest erwähnt. Hier ist unser Blasorchester seit 1978 für die musikalische Umrahmung zuständig. Auch beim Karnevalszug in Wetzlar und beim Ochsenfestzug sind wir schon einige Jahre dabei.
Der erste Höhepunkt in unserem Vereinsleben war die Mitwirkung bei der Kirmes 1976 in Rechtenbach durch unser Blasorchester. Hier traten wir erstmals in der neuen Vereinskleidung (grüne Weste, weißes Hemd und schwarze Hose) in der Öffentlichkeit auf. Dies sind nicht irgendwelche Fantasiefarben, sondern die Farben des alten Groß-Rechtenbacher Wappens (grün-weiß-schwarz),
Im Jahr 1978 stand der erste Vereinsausflug und die Mitwirkung bei einem größeren Schützenfest mit Fahnenweihe in Jachenhausen im Altmühltal ins Haus. Unser Blasorchester und die Akkordeongruppe waren dort vor einem gänzlich fremden Publikum sehr erfolgreich und erhielten viel Lob und Anerkennung als Festkapelle. Im selben Jahr wirkte das Blasorchester auch beim Weinfest in Martinsthai, Rheingau mit. Am letzten Wochenende im August 1980 fand anlässlich des 10jährigen Bestehens des Heimat- und Musikvereins 70 Rechtenbach e. V. das erste Musikfest in Rechtenbach statt. Ein solches Fest hatte Rechtenbach bis dahin noch nicht erlebt. Die musikalische Umrahmung des Kommersabends am Samstag wurde ausschließlich von unseren Gruppen Blasorchester und Akkordeonorchester gestaltet. Zum Abschluß des offiziellen Teiles führte unser Blasorchester, verstärkt durch das Blasorchester des Musikvereins Berghausen und dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Atzbach, den „Großen Zapfenstreich“ auf. Dies war das bisher größte und ergreifendste musikalische Ereignis seit Bestehen unseres Vereins. Anschließend spielte die „Rhein-Main-Big-Band“ bis in die frühen Morgenstunden zum Tanz auf. Am Sonntag konnten wir, dank der Unterstützung des Landes-Musikverbandes-Hessen, dem wir seit Bestehen des Blasorchesters angehören, 14 Gastvereine aus dem Bezirk IV zu unserem Fest begrüßen. Punkt 14.00 Uhr erklang in ganz Rechtenbach Blasmusik. Die Gastkapellen gaben an verschiedenen Stellen im Ort ein Platzkonzert und marschierten anschließend im Sternmarsch mit Musik zum Festzelt, wo sie alle noch am Freundschaftsspielen teilnahmen. Abends kam wieder die „Rhein-Main-Big-Band“ zum Zuge. Den Frühschoppen am Montag und den Ausklang gestaltete unser Blasorchester. Ein weiterer Höhepunkt war die Konzertreise nach Zirc in Ungarn im Oktober 1981. Dort gaben unser Akkordeonorchester und das Blasorchester, zum ersten Mal auf Auslandstournee, drei Konzerte an verschiedenen Orten unter dem Motto: „Musik kennt keine Grenzen“. Es war ein großer Erfolg. Alle damaligen Mitfahrer erinnern sich noch gerne an die schöne Fahrt, die ungarische Gastfreundschaft und an die schönen Abende im Restaurant „Patko“. Ein Bekannter, der kürzlich erst in Zirc war, sagte dem Verfasser: „In Zirc spricht man heute noch sehr gut über „Rechtenbach-Blasmusik“.
Der Besuch des Bezirksmusikfestes bei dem uns befreundeten Musikverein Reiskirchen, anlässlich dessen 25jährigen Bestehens im Jahre 1982, war für uns Ehrensache. Wir nahmen am Umzug und Freundschaftsspielen teil. Erwähnenswert ist der Massenchor mit allen teilnehmenden Musikvereinen vor dem Festzelt. Der Bezirksdirigent, Karl Berg, dirigierte den Marsch „Alte Kameraden“.
Im Jahr 1983 ging die große Reise nach Carolinensiel, Ostfriesland. Hier war unser Blasorchester als Festkapelle beim „125. Cliner Schiefscheeten“, dem Jubiläums-Schützenfest anlässlich des 125jährigen Bestehens des Schützenvereins Carolinensiel e. V., verpflichtet. Neben mehreren Umzügen und dem Konzert im Festzelt war die Aufführung des „Großen Zap-fenstreiches“ unter Mitwirkung des Schützenspielmannszugs Jever sehr beeindruckend.
Im Jahr 1985 feierten wir anlässlich des 10jährigen Bestehens unseres Blasorchesters, zusammen mit dem 25jährigen Jubiläum des hiesigen Landfrauenvereins, ein Musik- und Trachtenfest. Neben mehreren befreundeten Kapellen, konnten wir erstmals in Rechtenbach die „Trachtenkapelle Göstling“ begrüßen, die am Festzug teilnahm und am Montag den Frühschoppen gestaltete. Es konnten 21 Bläser für 10jährige aktive Mitgliedschaft durch den Landes-Musikverband-Hessen mit der Ehrennadel des BDBV in Bronze geehrt werden.
Vom 1. bis 4. Mai 1986 führten wir den damaligen Vereinsausflug in die Rheinpfalz, verbunden mit einer Konzertreise ins Elsass, durch. Wir waren zu Gast bei dem Musikverein „Lambertsloch“. Hier nahmen wir mit dem Blasorchester am Freundschaftstreffen dieses Vereins teil. Am Sonntag gestalteten wir das Kurkonzert in Merkwiller-Pechelbronn. Anschließend gab es einen Empfang im Rathaus durch den Bürgermeister, Herrn Herold.
Am 31. Mai 1986 fand die Feierstunde zum 10jährigen Bestehen unserer Akkordeongruppe statt. Die Gestaltung übernahmen das Akkordeonorche¬ster und das Jugendakkordeonorchester, sowie das Blasorchester. Für 10jährige aktive Mitgliedschaft wurden vier Akkordeonspielerinnen und fünf Mitglieder des Blasorchesters geehrt. Eine besondere Ehrung wurde dem Dirigenten Otwin Baiser durch den Landes-Musikverband-Hessen für seine aktive Tätigkeit in der Volksmusik seit 1969 ausgesprochen.
Vom 8. bis 10. August 1986 fuhren wir mit unserem Blasorchester nach Göstling, Niederösterreich. Wir nahmen dort am Musikfest der befreunde¬ten Trachtenkapelle teil und gestalteten das Frühkonzert am Sonntagvormittag.
Am 14. Juni 1987 wirkte das Blasorchesters beim 60jährigen Jubiläumsfest der Freiwilligen Feuerwehr Rechtenbach mit. Vormittags musikalische Gestaltung des Kreisverbandstages, nachmittags Teilnahme am Festzug, anschließend Unterhaltungsmusik im Festzelt. Am 31. August 1987 gestaltete das Blasorchester den Frühschoppen anlässlich der Kirmes in Rechtenbach.
Außer den 28 auswärtigen Auftritten des Blasorchesters im Jahr 1988, wirkten alle Musikgruppen bei der 1200-Jahr-Feier in Rechtenbach bei den verschiedenen Veranstaltungen, die über das ganze Jahr verteilt waren, mit.
Vom 13. bis 15. Mai 1989 (Pfingsten) nahm unser Blasorchester am ersten Bundesmusikfest in Trier teil. In großer Erwartung auf das, was vor uns lag, fuhren wir am Samstagmorgen nach Trier. Je näher wir uns der Moselstadt und dem Moselufer näherten, desto größer wurde unsere Spannung, nämlich auf unser Hotel, eine schwimmende Jugendherberge. Am Samstagnachmittag fuhren wir dann zum ersten Mal in die Trierer Innenstadt. Auf vielen freien Plätzen der Stadt musizierten internationale und nationale Orchester. Am Sonntagmorgen fuhren wir dann zu unserem Wertungsspiel in ein Trierer Gymnasium. Wir starteten in der Mittelstufe mit dem Pflichtstück „Perlenkette deutscher Volkslieder“ und mit dem Wahlstück „Laetitia“. Die lange Einübungszeit der beiden Stücke hatte sich gelohnt, denn die Wertungsrichter belohnten uns mit einem ersten Rang. Am Nachmittag gaben wir ein halbstündiges Konzert auf dem Vorplatz des Domes zu Trier. Am Abend wurden dann in einem großen Festzelt die Preise verlesen. Es herrschte dort eine ausgelassene Stimmung. Am Montagmorgen hieß es dann Abschied nehmen von Trier und von unserem schwimmenden Hotel. Bevor wir jedoch die Heimreise antraten, nahmen wir noch an der großen Abschlussveranstaltung im Trierer Moselstadion teil. Bei strahlendem Sonnenschein marschierten fast alle Orchester, die an dem Wertungsspielen teilgenommen hatten, in das Stadion ein.
Vom 14. bis 22. Oktober 1989 startete der Verein zum Vereinsausflug und Konzertreise nach Diano Marina/Blumenriviera, Italien. Unser Reiseprogramm beinhaltete die Ausflüge nach: San Remo, mit Schifffahrt entlang der Küste; Monte Carlo, mit Besuch des Spielcasinos, des Fürstenschlosses und der Wachablösung; entlang der Cote d’Azur nach Nizza und Cannes; Genua mit Stadtrundfahrt; in das bergige Hinterland von Diano Marina. Unser Blasorchester gab Konzerte in San Remo, Diano Marina und Imperia.
1990 nahm unser Blasorchester am Jubiläumsfest anlässlich des 30jährigen Bestehens des Musikvereins Rechtenbach/Spessart beim Festzug und anschließendem Bühnenspiel teil. Es war eine „gesellige Fahrt“. Am letzten Wochenende im August veranstalteten wir die Rechtenbacher Kirmes aus Anlass des 20jährigen Bestehens unseres Vereins. Unsere Musikgruppen hatten hierbei einmal keine Auftritte. Auf dem Programm stand freitags eine „Country-Fete mit Tom Astor und Band“. Am Samstag spielte Conny Dellner mit seiner „Original Kapelle Egerland“. Am Sonntag und Montag musizierte die „Kinzenbacher Blasmusik“ unter Leitung von Otwin Balser.
28. März bis 1. April 1991 Konzertreise nach Brünn, CSFR. Ein sehr abwechslungsreiches Programm erwartete uns auf dieser Reise, unter anderem: Stadtrundfahrt in Prag und Brünn; Besuch der Punkevni-Tropfsteinhöhle und der Eröffnungsveranstaltung zum zweiten internationalen Folklorefestival; Freundschaftstreffen und gemeinsames Konzert mit der Blaskapelle aus Dambrovice; zwei Platzkonzerte; Besuch der Abschlussfeier des Folklorefestivals. Auf der Rückreise machten wir einen Abstecher nach Karlsbad.
Vom 2. bis 5. August 1991 fand die Fahrt nach Göstling/Ybbs zur Verschwisterungsfeier der Gemeinden Göstling und Hüttenberg statt. Am Ankunftsabend sollte dann der Bieranstich zum 10jährigen Jubiläum des Trachten- und Goldhaubenvereins „Göstlinger Alpen“ und der Partnerschaftsfeier erfolgen. Diese Veranstaltung fiel im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser“. Das Festzelt war überflutet. Am Samstag sollte eine Rundfahrt stattfinden. Da es jedoch immer noch regnete, ließ man sich gleich beim Mostheurigen in Lassing nieder. Viele fleißige Helfer säuberten im Laufe des Samstages das Festzelt und so konnte dann abends die Festveranstaltung stattfinden, die wir umrahmten. Am Sonntagmorgen führte ein kleiner Festzug durch Göstling, mit dabei auch der Musikverein Göstling und wir. Dieser Festzug endete an der Kirche, wo eine Messe, mit zelebriert von unserem aktiven Mitglied Dieter Thon, stattfand. Bei diesem Gottesdienst wurde die Deutsche Messe gemeinsam von den Musikvereinen Göstling und Rechtenbach gespielt. Anschließend erfolgte die Verschwisterungsfeier in der Kirche. Nachmittags fanden sich viele Trachten- und Musikvereine in Göstling ein, um einen Festzug zu bilden. Am Montagmorgen traten wir nach der Verabschiedung die Heimreise an.
22. bis 23. August 1992 Vereinsausflug mit unserem Blasorchester nach Oberschönau in Thüringen. Am Samstag war nach der Anreise und Quartierverteilung eine Rundfahrt durch den Thüringer-Wald, mit Rast am Rennsteig, sowie Rückfahrt über Oberhof, Wintersportzentrum für Biathlon, Bob, Rodeln und Skispringen. Abends war dann im Festzelt in Oberschönau die Rückzeichnung des Freundschaftsvertrages zwischen den Gemeinden Oberschönau und Hüttenberg. Der anschließende volkstümliche Abend wird wohl den meisten von uns noch lange in fröhlicher und auch feuchter Erinnerung bleiben. Da wir an diesem Abend nicht in Aktivität traten, seien hier dennoch solistische Einlagen einzelner Musiker von uns im Zelt und auf der Bühne zu erwähnen. Am Sonntag waren wir nun aktiv an der Reihe mit der Gestaltung des Frühschoppen, wo wir sogar den Bürgermeister von Oberschönau, Herrn Eugen Ehrle, als Ehrenmitglied in unseren Verein aufnehmen konnten. Nachmittags traten wir dann die Heimreise an.
Das weitaus größte Ereignis war die Konzertreise nach Schottland vom 24. Juli bis 31. August 1993. Eine über 90 Mitglieder starke Reisegesellschaft startete mit 2 Bussen Richtung Schottland. Einer Stadtrundfahrt in Den Haag folgte im Hafen von Rotterdam die Einschiffung auf die Fähre. Nach 12stündiger Überfahrt war der Seehafen Hull in England erreicht. Gegen Abend des zweiten Reisetages wurde das Ziel der Reise, das wunderschön gelegene Hydro-Hotel in Dunblane, erreicht. In den nächsten Tagen wartete ein reich gespicktes Programm auf die Reiseteilnehmer: Museumsdorf Culross; Besuch und Stadtrundfahrt durch Edinburgh; eine Fahrt mit der „Sir Walter Scott“ auf dem „Loch Katrine“ in der Trossach Gegend. Die Hauptattraktion der Reise fand nach einer gemeinsamen Orchesterprobe im Park von Falkirk statt. Ein Konzert mit der BCB-Band aus Bo’ness und dem Blas- und Akkordeonorchester unseres Vereins. Die Bo’ness Brass Band mit ihren ca. 25 Musikern zählt zu den besten ihrer Art in Schottland. Ein gemeinsam musikalisch gestalteter Abend, den auch das „Telemann Ensemble“ unseres Vereins verschönte, sorgte für „Bombenstimmung“ und erste persönliche Kontakte. Für alle Fahrtteilnehmer unvergesslich wird ein ca. einstündiges Konzert des Blasorchesters im „Queen Anne Garden“ des Schlosses von Stirling sein. Zu einem weiteren Höhepunkt der Konzertreise zählte ein Besuch in der Kulturhauptstadt Europas 1990, Glasgow. Nach einem Konzert auf dem „George Square“ folgte ein offizieller Empfang im Rathaus mit Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt Glasgow. Die Zeit in Schottland verging wie im Flug. Der Abschiedsabend mit der BCB-Band und vielen neuen Freunden aus Schottland wurde durch die Anwesenheit des deutschen Konsuls aus Edinburgh noch aufgewertet. Mit der Abschiedsmelodie der Schotten „Auld Long Syne“ verabschiedete sich das Blasorchester musikalisch von Schottland und seinen offenen, herzlichen Einwohnern.
Der Heimat- und Musikverein 70 Rechtenbach e. V. hat im Jahr seines 25jährigen Jubiläums 249 Mitigieder, davon sind 103 in den verschiedenen Musiksparten aktiv tätig, nämlich 65 aktive Musiker und 38 Musikschüler. Mögen die Festlichkeiten im Jubiläumsjahr dazu beitragen, daß immer wieder musikbegeisterte Menschen zu uns finden und auch immer wieder Idealisten im Verein bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, um das Geschaffene zu erhalten und weiter auszubauen. Dann ist es auch künftig in Rechtenbach um die Musik und das Fortbestehen des Heimat- und Musikvereins 70 Rechtenbach e. V. nicht schlecht bestellt.